Lohngleichheit hat viele Gesichter

11. April 2023 | Johanna Schuppli und Roland Stoll von Landolt & Mächler Consultants AG

In den Medien kursieren widersprüchliche Zahlen zur Lohngleichheit / Lohndiskriminierung zwischen Frauen und Männern.

Heutzutage findet man kaum mehr Unternehmen, welche Frauen bewusst einen tieferen Lohn als ihren männlichen Kollegen bezahlen. Trotzdem bleibt die Lohndiskriminierung ein aktuelles, wichtiges und kontrovers diskutiertes Thema. Einige Fakten und Beispiele:

Gleiche Arbeit heisst nicht gleichwertige Arbeit!

Angenommen du bist eine erfahrene und langjährige HR-Managerin einer grossen Hotel- und Restaurantkette. Du nimmst regelmässig an einem Lohnbenchmark teil. Die Auswertung der Daten hat ergeben, dass Frauen in deinem Unternehmen für die gleiche Arbeit (Funktion) 2% weniger verdienen als Männer. Du bist schon fast „happy“…

Aktuell hast du 2 offene Stellen:

  • Koch/Köchin EFZ mit einigen Jahren Erfahrung
  • Informatiker:in EFZ mit einigen Jahren Erfahrung

Du konntest beide Stellen erfolgreich besetzen und bezahlst marktgerechte Löhne:

  • Der Köchin CHF 4‘800.-
  • Dem Informatiker CHF 5‘500.-

Da dein Unternehmen mehr als 100 Mitarbeitende beschäftigt, musstest du gemäss Gleichstellungsgesetz 2022 eine Lohngleichheitsanalyse durchführen.

Du bist verwirrt! Gemäss durchgeführter Lohngleichheitsanalyse verdienen Frauen in deinem Unternehmen für eine gleichwertige Tätigkeit bedeutend weniger als Männer.

Was ist passiert? Das Gleichstellungsgesetz fordert „gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit“. Dass die Löhne für gelernte Informatiker:innen auf dem Arbeitsmarkt aktuell höher sind als für gelernte Köchinnen und Köche weisst du. Bei der Lohngleichheitsanalyse ist dies jedoch nicht relevant, da hier nur die Stellenanforderungen (Gleichwertigkeit – hier: EFZ mit Erfahrung) berücksichtigt wird! So zeigt sich ein „anderes Gesicht“ der Lohngleichheit.

Einige Zahlen zur Lohndiskriminierung (Basis: ca. 170‘000 Lohndaten, ca. 950 Teilnehmer/Firmen):

Auswertung basierend auf dem Lohnbenchmark

  • Frauen verdienen bei gleicher Arbeit (Funktion) 2.3% weniger als Männer

Auswertung von 300 Lohngleichheitsanalysen gemäss Gleichstellungsgesetz

  • Frauen verdienen bei gleichwertiger Arbeit 3.2% weniger als Männer

Lohnunterschied zwischen Frauen und Männer ohne Berücksichtigung der Funktion (Chancengleichheit)

  • Frauen verdienen durchschnittlich 14% weniger als Männer

Fazit: Je nach Betrachtungsweise gibt es in jedem Unternehmen unterschiedliche „Gesichter“ der Lohngleichheit. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema lohnt sich auf jeden Fall…