Neurodiversität am Arbeitsplatz – Chancen und Herausforderungen

1. Juli 2025 | Natascha Bremgartner, inAut GmbH

 

Neurodiversität beschreibt die natürliche Vielfalt neurologischer Funktionen im menschlichen Gehirn. Unter dem Begriff werden zum Beispiel Autismus-Spektrum-Störungen (ASS), AD(H)S, Legasthenie oder Hochsensibilität gefasst. Neurodivergente Menschen nehmen ihre Umwelt anders wahr, denken und handeln anders – und genau diese Andersartigkeit kann eine Ressource sein. Nicht nur für Innovation, sondern auch für Effizienz und Teamarbeit. In der HR-Praxis steht der Begriff Inklusion häufig für zusätzlichen Aufwand: Ausnahmen, Formulare, Bewilligungen, individuelle Anpassungen. Unternehmen, die neurodivergente Mitarbeitende integrieren, tun dies nicht nur aus gesellschaftlicher Verantwortung oder aufgrund des Fachkräftemangels. Sie entscheiden sich bewusst für Vielfalt, weil unterschiedliche Denkweisen nachweislich zu Fortschritt und Innovation führen.

 

Die grösste Herausforderung in der Zusammenarbeit mit neurodivergenten Arbeitnehmenden: Es gibt kein einheitliches Profil, keine Checkliste, keine Pauschallösung. Reizempfindlichkeit, Kommunikationsmuster oder Energielevel unterscheiden sich von Person zu Person – selbst innerhalb derselben Diagnose. Was für den einen förderlich ist, kann für die andere eine Barriere sein. Zentrale Herausforderungen sind zum Beispiel:

  • Unterschiedliche Kommunikationsbedürfnisse
  • Hohe Reizbelastung durch offene Büros, Licht oder Geräusche
  • Schwierigkeiten mit unklaren Aufgabenstellungen
  • Andere Zeitwahrnehmung oder Prioritätensetzung

 

Hier gilt, was gute Führung schon lange weiss: Jede*r Mitarbeitende ist individuell – neurodivergente Personen machen diese Tatsache einfach sichtbarer. Der wichtigste Perspektivwechsel lautet nach der Soziologin, Judy Singer: «Neurodiversität ist nicht ein Defizit, das integriert werden muss, sondern ein Potenzial, das entfaltet werden kann.»

 

Was HR-Fachleute konkret tun können – Tipps für die Praxis

  1. Strukturen schaffen, die Orientierung geben

Eindeutige Aufgabenstellungen, bestenfalls schriftlich, klare Fristen, klare Rollenverteilung – diese Punkte helfen nicht nur neurodivergenten Menschen, sondern auch allen anderen.

 

  1. Offenheit für individuelle Lösungen

Neurodivergente Personen können zwar in Grossraumbüros arbeiten, es raubt ihnen jedoch viel Energie. Home-Office kann eine effizienz-steigernde Alternative darstellen. Nicht jede Person muss an jedem Meeting teilnehmen. Rückzugsmöglichkeiten sollten vorhanden sein. Die Schaffung von Ruheräumen hilft. Warum nicht eine mündliche Instruktion zusätzlich als Video festhalten? HR-Profis dürfen und sollten mutig sein, alternative Wege zu gehen, Routinen zu hinterfragen, zu übersetzen und Führungskräfte entsprechend zu sensibilisieren.

 

  1. Kommunikation klar und transparent gestalten

Erwartungen, Zuständigkeiten und Prozesse sollten dokumentiert und einfach zugänglich sein – Visualisierungen sowie Verschriftlichungen sind vielfach hilfreich. Neurodivergente Personen sind häufig stark im Dokumentieren und Beschreiben von Prozessen und können daher dazu beitragen sinnvolle Arbeitsinstrumente für alle zu entwickeln.

 

  1. Ressourcenorientierung statt Defizitdenken

Neurodivergente Menschen haben oft aussergewöhnliche Fähigkeiten: hohe Detailgenauigkeit, Muster-bzw. Fehlererkennung, kreative Lösungsansätze, Durchhaltevermögen, ausgeprägte autodidaktische Fähigkeiten. Dies zeigt sich oft erst, wenn sie sich in Ruhe und alleine mit einer Materie auseinandersetzen dürfen. Oftmals realisieren neurodivergente Personen zudem nicht, dass sie etwas können, was andere nicht können. Eine Sprache an einem Wochenende zu lernen, empfindet eine Person beispielsweise als normal. Es gelten andere Parameter als bei uns «Neurotypischen».

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