Juni 4, 2024
Quereinsteiger: Wie Unternehmen von branchenfremden Personen profitieren können
04. Juni 2024 | Tim Kluser, Sachbearbeiter Treuhand, OPES AG
Laut einer Umfrage von „HR Today“ und Rundstedt (2023) halten 74 Prozent der Befragten brancheninterne Bewerber kurzfristig für wertvoller als Quereinsteiger. Zwei Drittel der Arbeitgeber verlangen zwingend Branchenerfahrung bei der Rekrutierung, während nur 32 Prozent gezielte Massnahmen zur Rekrutierung und Ausbildung von beruflichen Neulingen einsetzen würden.
In der dynamischen Arbeitswelt und angesichts des Fachkräftemangels gewinnen Quereinsteiger jedoch zunehmend an Bedeutung. Sie bringen frische Perspektiven und innovative Ansätze mit, die für Unternehmen wertvoll sein können. Besonders in den folgenden Bereichen bieten sich Chancen:
- Frischer Wind durch neue Perspektiven: Quereinsteiger durchbrechen eingefahrene Denkmuster und bringen neue Ideen und Lösungsansätze aus anderen Branchen mit. Dies ist besonders wertvoll für stagnierende Teams oder Unternehmen, die vor grossen Herausforderungen stehen.
- Vielfältige Fähigkeiten und Erfahrungen: Quereinsteiger bringen eine breite Palette an Fähigkeiten und Erfahrungen mit, die bestehende Wissenslücken im Team schliessen können. Ein Marketingexperte, der in den IT-Bereich wechselt, kann beispielsweise wertvolle Einblicke in die Kundenbindung liefern.
- Flexibilität und Lernbereitschaft: Quereinsteiger zeichnen sich durch hohe Lernbereitschaft und Anpassungsfähigkeit aus. Sie sind motiviert, sich in neue Themen einzuarbeiten und sich kontinuierlich weiterzubilden. Diese Flexibilität ist in einer sich wandelnden Arbeitswelt von grossem Vorteil.
Um das Potenzial von Quereinsteigern auszuschöpfen, ist ein bewusster und intensiver Integrationsprozess notwendig:
- Gezielte Einarbeitung und Mentoring: Ein strukturiertes Einarbeitungsprogramm und Mentoring unterstützen Quereinsteiger beim Übergang. Die Hemmschwelle, Fragen zu stellen, sollte niedrig sein, und dem neuen Mitarbeiter muss genügend Zeit für die Erstellung von Notizen eingeräumt werden.
- Weiterbildungsmöglichkeiten: Interne und externe Weiterbildungen helfen Quereinsteigern, branchenspezifisches Wissen und Fähigkeiten zu erwerben, was den Lernprozess beschleunigt und die Integrationszeit verkürzt.
- Feedbackkultur: Die Aufgaben des Quereinsteigers sollten kontinuierlich angepasst werden, um sicherzustellen, dass sie stets herausfordernd, aber nicht überfordernd sind. Dies erfordert regelmässige Feedbackgespräche und den beidseitigen Willen zu kontinuierlichem Fortschritt.
Meine Arbeitgeberin, die OPES AG, gehört nicht zu den eingangs erwähnten zwei Dritteln, welche für eine Anstellung zwingend Branchenerfahrung voraussetzen. Dies ermöglichte mir ohne vorgängige Branchenerfahrungen den Einstieg in die Treuhandbranche. Eingestellt wurde ich aufgrund meiner Haltung und Motivation – «hire for attitude, train for skills». Von Beginn weg habe ich versucht, möglichst alles aufzuschnappen, Rückfragen zu stellen und viele Notizen sowie ganze Anleitungen zu erstellen. Gewisse Arbeiten habe ich erledigt, ohne das grosse ganze zu verstehen, was Überwindung und Geduld braucht. Mit andauerndem Integrationsprozess setzen sich diese einzelnen Elemente immer weiter zusammen. Eine Kombination aus herausfordernder Praxis, Erklärungen durch Vorgesetzte und Arbeitskollegen sowie externer Weiterbildung sind für mich zielführend. Mein Vorgesetzter fördert mich und wir versuchen regelmässig neue Impulse zu setzen, damit ich meine Fähigkeiten und Kompetenzen stets erweitere. Nach knapp einem Jahr schaue ich auf eine sehr intensive, aber spannende Zeit zurück und bin noch immer hochmotiviert, mich weiterzuentwickeln und mehr Verantwortung zu übernehmen.