Positive Fehlerkultur – entscheidend ist die innere Haltung

10. November 2023 | Adrian Amrein, Geschäftsleiter von Amrein Futtermühle AG

Ohne ein entsprechendes Mindset von möglichst allen Mitarbeitenden ist der Aufbau einer positiven Fehlerkultur nicht zu schaffen. Treten Abweichungen oder Fehler auf, sollte folgende Frage im Zentrum stehen: Was lernen wir daraus? Dadurch wird der Fokus auf Verbesserung und Weiterentwicklung gelenkt.

In einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt unterschiedliche Generationen zu verstehen und diese gleichzeitig auf Basis der Unternehmensphilosophie ins Unternehmen zu integrieren – wahrlich eine grosse Herausforderung. Doch wie können Unternehmen diesen vielfältigen Anforderungen gerecht werden?

Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich sehe das Etablieren einer positiven Fehlerkultur durchaus als komplexes Thema an. Verschiedenste Voraussetzungen und Anstrengungen auf den Ebenen Individuum, Team und Organisation sind wichtig. Ein «Growth Mindset» allein dürfte kaum zum Erfolg führen. Das sogenannte Wachstumsdenken ist jedoch entscheidend, um bei der Fehleranalyse nicht gleich in eine Spirale von Schuldzuweisung und Rechtfertigung zu gelangen.

Vielmehr geht es darum, einen konstruktiven und lösungsorientierten Prozess anzustossen. Nicht «Wer ist schuld?» interessiert, sondern: Was lernen wir aus dem Fehler bzw. wie stellen wir sicher, dass der Fehler nicht mehr auftreten kann? Wie kommen wir weg von der Problemzentrierung, hin zu einer Lösungsorientierung? Kurz gesagt: Weg vom Problem, hin zur Lösung.

Ulrich Schnabel vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat festgehalten, wie der Umgang mit Fehlern je nach Denkweise – Growth vs. Fixed Mindset – unterschiedlich erfolgt. In einer positiven Fehlerkultur (er nennt sie konstruktive Lernkultur) ist die Teamkultur gekennzeichnet durch Verantwortung für Erfolg und Lernen. Bei einem Fehler kommt das Team rasch ins Handeln und ermöglicht organisationalen Fortschritt, indem Verbesserungsansätze eruiert und umgesetzt werden.

Für eine positive Fehlerkultur stehen somit in erster Linie die Mitarbeitenden in der Verantwortung. Als weitere, wichtige Voraussetzung sehe ich die psychologische Sicherheit an. Das heisst die kollektive Überzeugung der Teammitglieder, dass es sicher ist, in der Zusammenarbeit zwischenmenschliche Risiken einzugehen. In einem solchen Umfeld trauen sich die Mitarbeitenden unter anderem auch, Abweichungen/Fehler offen zu kommunizieren und sehen diese als Lernchance an. Ein dritter, ebenfalls bedeutsamer Punkt betrifft die Unternehmenskultur: Eine gelebte Feedbackkultur unterstützt den Aufbau einer positiven Fehlerkultur. Im weiteren Sinn gehört dazu auch, dass Fehler nur dann offen angesprochen werden, wenn den Mitarbeitenden daraus keine Nachteile entstehen (Stichwort Sanktionsfreiheit). Noch etwas: Bei allen drei Punkten müssen die Führungskräfte sowie das HR eine Vorreiterrolle und Vorbildfunktion einnehmen.

Und, was sind aus deiner Sicht die wesentlichen Voraussetzungen für eine positive Fehlerkultur?